Geschichte
Das Rothus ist das markanteste und historisch bedeutendste Gebäude von Eichenwies. Laut dendrochronologischen Untersuchungen wurde es frühestens im Jahr 1731 erbaut. Errichtet wurde es von der Familie Lüchinger, die ein Ensemble aus vier Gebäuden schuf: das Rothus, das Rössli, die Alte Post sowie das Kaufhaus der Konkordia Konsumgesellschaft. Diese vier Häuser waren ursprünglich verbunden und prägten das Zentrum von Eichenwies über viele Jahrzehnte.
Mit dem Bau der heutigen Strasse in den 1970er-Jahren fiel das Kaufhaus jedoch dem Abriss zum Opfer. Ein Teil des ersten Stockwerks blieb jedoch erhalten und wurde als Lüchingerstube im Tenn des Museums wieder aufgebaut. So bleibt ein Stück der Geschichte bewahrt, das bis heute Besucher und Einheimische fasziniert.
Das Rothus selbst wurde ursprünglich als Mehrzweckgebäude genutzt. Das Erdgeschoss, das mit einem beeindruckenden Gewölbekeller ausgestattet ist, diente anfangs als Sust, also als Warenumschlagsplatz. Später fanden dort eine Schmiede, eine Seilerei, ein Kolonialwarenladen und eine Bäckerei Platz. In den oberen Stockwerken befanden sich Räume, die als Ratstube, Schulzimmer und Wohnungen genutzt wurden. Der Name „Rothus“ könnte daher nicht nur auf die charakteristische Farbe des Hauses hinweisen, sondern auch auf seine zentrale Rolle als Verwaltungs- und Treffpunkt im Dorf.
Ein Blick auf die Geschichte von Eichenwies
Eichenwies ist ein Dorf mit einer reichen Geschichte, das seit Jahrhunderten stark von seiner ländlichen und gemeinschaftlichen Prägung lebt. Bereits im Mittelalter war das Gebiet von Eichenwies als landwirtschaftliche Nutzfläche und Weideland bedeutend. Neben der Landwirtschaft spielten auch der Alpbetrieb und die Forstwirtschaft eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Ortes.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte Eichenwies eine Blütezeit als wirtschaftlicher Knotenpunkt. Vor allem die Sust im Rothus war damals von Bedeutung, da sie als Umschlagsplatz für Waren diente, die von den umliegenden Alpgemeinden ins Tal gebracht wurden. Die Familie Lüchinger, die im Zentrum von Eichenwies ein Ensemble von Gebäuden errichtete, hinterließ einen prägenden Einfluss auf das Dorf, der bis heute spürbar ist.
Mit dem Bau der Rheintalbahn und später der modernen Strassenführung veränderte sich die Bedeutung von Eichenwies allmählich. Das Dorf entwickelte sich von einem einstigen Warenumschlagspunkt hin zu einem ruhigen Wohnort, der sich seinen ländlichen Charakter bewahrt hat. Gleichzeitig ist Eichenwies durch seine aktive Dorfgemeinschaft, seine historischen Gebäude und die umliegende Natur ein Ort, der Tradition und Moderne auf harmonische Weise verbindet.
Das Rothus bleibt dabei das Wahrzeichen des Dorfes und erinnert an die vielfältige Geschichte und die Menschen, die Eichenwies über die Jahrhunderte geprägt haben.
Eichenwies hat sich am Ende des 20. Jahrhunderts bevölkerungsmässig stark entwickelt und ist mittlerweile völlig mit der Dorfschaft Oberriet zusammengewachsen. Geografisch liegt es zwischen den Dörfern Oberriet und Montlingen. Der prächtige Riegelbau «Rothus», einst Sitz der Gemeindeverwaltung, steht in Eichenwies und beherbergt heute das Gemeindemuseum.